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Ingolstadt im Österreichischen Erbfolgekrieg

1742 erhielt die Festung eine starke Besatzung, die leider zu einem erheblichen Teil aus französischen Truppen bestand. Durch diese wurden ansteckende Krankheiten eingeschleppt, welche zur Plage der Bevölkerung wurden. Prominentestes Opfer war der Stadthalter Graf Santini, der durch den französischen General Graf von Grandville ersetzt wurde. Damit nahm die nach der Zerstörung des Jahres 1800 größte Katastrophe der alten Festung Ingolstadt ihren Lauf. Es war ein Fehler, dass Ingolstadt nicht von einem patriotischen Bayern verteidigt wurde, denn General Grandville akzeptierte von Anfang an eine Scheinbelagerung. In der Nacht vom 26. auf den 27. August 1743 wurden die Laufgräben auf beiden Seiten der Donau eröffnet, wobei sich der Angriff am linken Ufer gegen die Fronte vor dem Neuen Schloß richtete, während eine Batterie am rechten Ufer dieses Feuer durch ein flankierendes Feuer unterstützen sollte. Klar erkannte man schon damals, dass eine bastionäre Befestigung mit relativ kleinen Werken gegenüber dem Angreifer keine großen Batterien aufstellen konnte. Ein Scheinangriff gegen die Werke vor dem Kreuztor lenkte auch die Verteidiger ab. Bevor es zu ernsthaften Kämpfen kam, erklärte sich Grandville zur Kapitulation bereit, was man nur als Hochverrat bezeichnen kann.

Die getroffenen Verträge wären nur aufzulösen gewesen, wenn durch bayerische oder französische Truppen eine bedeutende Verstärkung von Ingolstadt vollzogen worden wäre. Auf die Franzosen war nicht zu hoffen, eine Unterstützung durch den bayerischen Oberbefehlshaber, Graf Seckendorf, unterblieb. Die Besatzung zog zwischen dem 1. und 3. Oktober 1743 ab. Den Kaiserlichen fielen riesige Vorräte an Lebensmitteln und Waffen in die Hand, allein auf den Wällen standen 115 Geschütze (gegen 40 Geschütze der Angreifer!). Dazu kamen weitere Kanonen im Zeughaus, wo sich auch 10.000 Gewehre befanden. Nachdem Kaiser Karl VII. überraschend gestorben war, konnte sein Sohn, Kurfürst Max III. Joseph von Bayern, relativ schnell den Frieden von Füssen im Jahre 1745 zum Abschluß bringen. Es dauerte aber bis zum 18. Oktober dieses Jahres, daß bayerische Truppen wieder die Kontrolle über die Festung Ingolstadt erhielten.