Der mittlere Ring - Der Vorwerkegürtel
Allen Verantwortlichen war bewusst, dass Ingolstadt ohne starke Vorwerke eine unfertige Festung war. Lebendig war auch der Gedanke des verschanzten Lagers. Zwar wollte man einen künftigen Krieg mit der Feldarmee durchaus offensiv führen, aber dabei musste natürlich auch eine Niederlage einkalkuliert werden. In diesem Falle sollten sich die geschlagenen Truppen in den Schutz eines durch starke Forts verstärkten, an die Festung Ingolstadt angelehnten Lagers zurückziehen können. Man glaubte, auch nach einer Niederlage noch so stark zu sein, dass der Gegner einen Angriff gegen die Festungswerke nur von einem Ufer aus einleiten konnte, eine völlige Einnahme der Stadt nicht möglich sei. Dabei hatte man sicher auch die Erfahrungen von 1632 vor Augen.
1866 wurde die Gefahr eines Krieges zwischen Preußen und den Süddeutschen immer deutlicher. Man gab sich in Bayern offenbar keinen Illusionen mehr hin, denn im Ingolstädter Zeughaus wurde ab dem 18. Mai auch an Sonn- und Feiertagen gearbeitet.
Allerdings schien man noch längere Zeit auf einen Erfolg der gegen Norden operierenden bayerischen Feldarmee zu hoffen, denn erst fünf Tage nach Kriegsbeginn, am 20. Juni 1866, erging der Befehl zu ersten wichtigen Armierungsarbeiten in Ingolstadt.
Schon am 11. Mai war die Errichtung von Feldwerken angeordnet worden, doch richtigen Druck machte das Kriegsministerium erst, als am 3.Juli in Böhmen die (entscheidende) Schlacht bei Königgrätz geschlagen war und die bayerische Feldarmee ihre ersten bitteren Niederlagen erlitten hatte.
Man war schon in der Erntezeit, und so bekam man nicht genügend zivile Arbeiter. Am 24. Juli waren es gerade 1800, obwohl 5000 für notwendig erachtet worden waren. Daher erklärte die Kommandantschaft auf Anordnung des Ministeriums den Kriegszustand, wodurch Zwangsmaßnahmen zur Beitreibung von zivilen Arbeitern möglich waren.
Deren guten Willen wollte man aber nicht über Gebühr strapazieren, und so ist volle Bezahlung zugesichert worden, obwohl man dazu im Kriegszustand nicht verpflichtet gewesen wäre. Allerdings ist bei diesem Masseneinsatz bis zur Einstellung der Armierungsarbeiten am 23. August die Zahl von 5000 Arbeitern nur an wenigen Tagen annähernd erreicht worden.
Für die Verproviantierung der Festung stellte das Kriegsministerium am 12. Juli die gewaltige Summe von 300 000 Gulden bereit. Ein derart schnelles Ende der Feindseligkeiten ist aber offenbar nicht erwartet worden und so war es nach dem Friedensschluss am 22. August 1866 unmöglich, die aufgehäuften Vorräte aufzubrauchen, vielmehr ist die Kommandantschaft zu Verkäufen mit Verlust gezwungen gewesen.
Der Krieg von 1866 brachte die Erkenntnis, wie untragbar es war, dass die wichtigste rechtsrheinische Festung Bayerns noch immer nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen war, obwohl diese Notwendigkeit schon früh von der Armee erkannt worden ist. Vor allem Kriegsmaterial sollte nach Ingolstadt in Sicherheit gebracht werden, und da gab es nur die Möglichkeit, einen Teil der Transporte von Donauwörth und Augsburg aus mit Flößen zu bewerkstelligen!
Gerade die Bestände der Einheiten und Behörden im nördlichen Bayern mussten vor den in das Land eindringenden preußischen Truppen in Sicherheit gebracht werden und da zeigte sich sehr schnell, dass hierfür die Lagerkapazitäten der Festung Ingolstadt nicht ausreichten. Für die Lagerung der großen Vorräte des Hauptdepots Nürnberg kam man nicht umhin, die Garnisonskirche (die obere Franziskanerkirche) zu verwenden.
Ein Vorwerke-Gürtel für die Landesfestung Ingolstadt war von Anfang an – also bereits bei Baubeginn der neuen Festung 1828 – geplant. Die Vorwerke sollten ähnlich wie in Germersheim in der Nähe der Stadtumwallung liegen und diese verstärken. Auch die Grundrisse der Außenforts ähnelten sehr den Germersheimer Bauten. Der Übersichtsplan zeigt diese – nur zum Teil verwirklichte – Planung für die Außenwerke. Aus Geldmangel wurden dann aber zunächst nur die beiden kleineren Werke 99 und 101 mit sogenannten Kreuzblockhäusern gebaut.
Als 1866 zwischen Preußen und dem Deutschen Bund, der von Österreich und Bayern verteidigt wurde, der Deutsche Einigungskrieg ausbrach, wurde eilig ein Ring aus Feldwerken errichtet, die hauptsächlich aus Erdwällen und einfachen Schutzräumen aus Holzkonstruktionen mit Erddächern bestanden. Die drei ursprünglich geplanten Außenforts links der Donau wurden weiter nach außen verschoben und ebenfalls – zu mindestens vorerst – in der einfachen Erdbauweise errichtet. Dieser Vorwerks-Gürtel hatte einen Durchmesser von etwa 5 km.
Übersichtsplan zum Vorwerkegürtel
Später wurden die drei Außenforts links der Donau nach einer modernisierten Planung dauerhaft ausgebaut, während die anderen Erdwerke nur in ihrem Ursprungszustand erhalten wurden. Wenige Jahre darauf war aber der Vorwerks-Gürtel aufgrund der Einführung der gezogenen Geschütze bereits wieder veraltet und ein neuer Fortgürtel mit größerem, an die weiterentwickelte Geschützreichweite angepassten
Durchmesser von 15 km wurde notwendig. Nur die drei Außenforts des Vorwerks-Gürtels wurden in den neuen Fortgürtel einbezogen. Die Erdwerke wurden auch später nicht modernisiert, aber sie wurden bis zum zweiten Weltkrieg - bis auf wenige Ausnahmen - weiter erhalten, d.h. sie blieben im Besitz des Militärs und wurden von schädlichem Bewuchs freigehalten.
Der Vorwerkegürtel von 1866/67
Zunächst herrschte Unsicherheit, was mit den teilweise noch nicht vollendeten Vorwerken geschehen sollte. Im April 1867 erging nach längeren Diskussionen der Befehl zum Abschluss der Arbeiten. Dies war im November 1867 geschehen, die Werke waren durchwegs in passagerer Bauweise, also aus Erde und Holz, errichtet worden.
Werke am linken Ufer der Donau
Am linken Ufer der Donau befanden sich folgende Werke (im Westen beginnend, dem Uhrzeigersinn folgend). Die Besatzung war nur für den Verteidigungsfall vorgesehen.
Nr. 129 Nebenwerk E
Redoute
Lage: An der Alten Donau, etwa in der Mitte zwischen dem künftigen Fort Haslang und dem Fluss.
Besatzung: 300 Mann Infanterie und neun Geschütze.
Das Werk 129 liegt auf dem Weg zum Baggersee am Oberschüttweg kurz nach der Abzweigung vom Mitterschüttweg auf der linken Seite. Der ehemalige Werkhof war bis vor kurzem ein Parkplatz, der aber jetzt nicht mehr genutzt werden darf und zuwuchert. Die frühere Lage ist durch den umlaufenden Wall noch gut erkennbar. Der Wassergraben ist heute trocken und die verschiedenen Rampen sind nicht mehr zu erkennen. Die erhaltenen Wälle vermitteln aber einen guten Eindruck von der ursprünglichen Anlage.
Nr. 127 Nebenwerk D
Lünette
Lage: Etwa in der Mitte zwischen den künftigen Forts Haslang und Max Emanuel, südlich der Straße nach Gaimersheim.
Besatzung: 300 Mann Infanterie und neun Geschütze.
Das Nebenwerk D war ein kleines Erdwerk links der Gaimersheimer Strasse stadtauswärts. Es wurde vollständig eingeebnet und ist heute unter dem Erweiterungsteil des Güterverteilzentrums (GVZ 2) verschwunden.
Nr. 125 Nebenwerk C (Friedenspulvermagazin Oberhaunstadt)
Lünette
Lage: Westlich der Straße nach Oberhaunstadt, etwa in der Mitte zwischen dem künftigen Fort Max Emanuel und Werk 123. Besatzung: 250 Mann Infanterie und drei Geschütze.
Das Nebenwerk C liegt in einem kleinen Wäldchen links der Beilngrieser Strasse stadtauswärts. Die Wälle des Werks sind noch deutlich zu erkennen, das Blockhaus ist dagegen spurlos verschwunden. Anhand der Wälle lässt sich die Größe der Anlage gut nachvollziehen.
Nr. 124 Lagerschanze Nr. 2
Lünette
Lage: Südwestlich von Nebenwerk 123 und nordöstlich von Kreuzblockhaus Minucci.
Besatzung: 250 Mann Infanterie und drei Geschütze.
Die Lagerschanze Nr. 2 war von ähnlicher Größe wie das Nebenwerk B und lag an der heutigen Hölderlin-Strasse. Das Werk wurde schon vor 1900 eingeebnet und ist heute unter der Wohnbebauung vollständig verschwunden.
Nr. 123 Nebenwerk B
Lünette
Lage: Nordwestlich vom künftigen Fort Wrede, 600 Meter südsüdöstlich von Unterhaunstadt bei der Ziegelei.
Besatzung: 280 Mann Infanterie und sechs Geschütze.
Das Nebenwerk B war ein kleines Erdwerk an der Ziegeleistraße und lag nördlich der Ziegelei. Das Gelände ist heute Grünfläche, aber von den Wällen der Anlage ist nichts mehr zu erkennen
WERK NR. 101 HABERMANN
Das Kreuzblockhaus Habermann lag an der Gabelsberger Strasse und wurde abgebrochen, um Platz zu schaffen für das Caritas-Altenwohnheim. Es sind keine Reste des Gebäudes mehr vorhanden und auch der das Bauwerk umgebende Wall ist verschwunden.
WERK NR. 100 LAGERSCHANZE NR. 1
Die Lagerschanze Nr. 1 (Werk 100) liegt heute an der Bundesstrasse B16 Richtung Großmehring. Die Erdschanze ist völlig abgetragen und mit einer Gaststätte und einem Industriebetrieb überbaut. Die Umrisse des Werks sind aber im Luftbild noch gut zu erkennen
WERK NR. 99 - MINUCCI
Das Kreuzblockhaus Minucci ist zum Teil erhalten und ist heute Kinderspielplatz. Die Ruine liegt mitten in einem Wohnviertel an der Minucci-Strasse. Das Erdwerk, dass das Blockhaus ursprünglich umgab, ist völlig verschwunden. Die fehlende Hälfte des Blockhauses wurde dem Bau eines Wohnblocks geopfert. Die ursprüngliche Wallanlage um das Bauwerk ist abgetragen.
WERK NR. 98 FELDWERK
Feldwerk (Nebenwerk) bei Feldkirchen
Lünette
Lage: Am südlichen Ortsrand von Feldkirchen.
Besatzung: 265 Mann Infanterie und sieben Geschütze.
Das Nebenwerk 98 befand sich in der Ortschaft Feldkirchen direkt östlich der Kirche. Das Erdwerk ist heute völlig verschwunden und das Gelände ist zum Teil überbaut, der Rest ist noch Grünfläche. Trotz seiner geringen Größe war das Werk für eine Besatzung von 265 Mann und 7 Geschütze vorgesehen. Die relativ starke Ausstattung mit Artillerie war wohl durch seine Funktion als Donauanschluß bedingt.
Werke am rechten Ufer der Donau
Am rechten Ufer der Donau befanden sich folgende Vorwerke (im Osten beginnend, dem Uhrzeigersinn folgend).
Nr. 140 Nebenwerk A (Uferbatterie)
Lünette
Lage: Direkt am Ufer der Donau, etwa 2000 Meter unterhalb des Brückenkopfes.
Besatzung: 330 Mann Infanterie und neun Geschütze.
Das Nebenwerk A lag direkt an der Donau; der Standort liegt heute im Bereich des Pionierübungsplatzes. Von der Anlage sind heute keine erkennbaren Reste vorhanden. Der frühere Standort liegt am Radweg längs der Donau, auf der rechten Seite des Flusses kurz hinter der Autobahnbrücke. Der Radweg ist öffentlich zugänglich, nur das Gelände links und rechts des Weges ist militärisches Sperrgebiet.
Nr. 139 Lagerschanze Nr. 7
Lünette
Lage: Etwa 1300 Meter südlich der Donau, ungefähr in der Mitte zwischen den Werken 138 und 140.
Besatzung: 250 Mann Infanterie und drei Geschütze.
Die Lagerschanze Nr.7 liegt heute direkt an der Autobahnauffahrt Ingolstadt Süd Richtung Norden. Man kann es über einen kleinen Feldweg, der an den Autohäusern von der Manchinger Straße abzweigt, erreichen. Das Werk ist erstaunlich gut erhalten, nur der Wassergraben ist trocken und der Kehlwall ist dem Bau der Autobahnauffahrt zum Opfer gefallen. Ansonsten sind die Wälle und Geschützrampen noch gut erhalten und erkennbar. Der Werkhof ist mit Gras bewachsen, die Wälle und der Wassergraben mit Bäumen und Gestrüpp. Die Wiese, die man von der Autobahnauffahrt auf der rechten Seite sieht, ist der frühere Werkhof.
NR. 138 HAUPTFELDWERK KOTHAU
Redoute
Lage: Nahe am südöstlichen Ortsrand von Kothau, etwa in der Mitte zwischen den Werken 137 und 139.
Besatzung: 400 Mann Infanterie und 20 Geschütze.
Das Hauptfeldwerk Kothau ist heute vollständig in Privatbesitz. Von außen wirkt die Anlage gut erhalten und gepflegt, sogar der Wassergraben ist rundum noch vorhanden und mit Wasser gefüllt. Auch die Wallprofile sind noch gut erkennbar: zum Beispiel sieht man vom Zaun aus, dass der Wall auf der Kehlseite (also zur Stadt hin) etwas niedriger war. Im Werkhof steht ein stattliches Wohnhaus, der Rest wird als Garten bzw. Parkanlage privat genutzt. Eine sehr ähnliche Anlage war das Hauptfeldwerk bei Haunwöhr (Werk 132, "Fort Peyerl"). Dieses ist aber bei weitem nicht so gut erhalten.
Nr. 137 Lagerschanze Nr. 6
Lünette
Lage: Nordwestlich von Rothenturm, etwa in der Mitte zwischen den Werken 136 und 138.
Besatzung: 250 Mann Infanterie und drei Geschütze.
Die Lagerschanze Nr. 6 ist vollständig verschwunden. Sie lag an der Rosenstrasse im Stadtteil Ringsee. Es handelte sich um eine einfache Wallanlage ohne Wassergraben mit Abmessungen ähnlich dem Werk 135 an der Saindllohstraße. Auf Luftbildern aus dem 2. Weltkrieg sind von diesem Werk immerhin noch die Umrisse erkennbar, so dass die Auflassung noch nicht viel länger zurück liegen dürfte.
Nr. 136 Stützpunktwerk (V)
Lünette
Lage: Etwa in der Mitte zwischen den Werken 135 und 137, östlich der Eisenbahnlinie nach München und nordnordöstlich von Unsernherrn.
Besatzung: 330 Mann Infanterie und neun Geschütze.
Das Stützpunktwerk V lag an der heutigen Frühaufstraße und ist heute unter der Wohnbebauung vollständig verschwunden. Es handelte sich um eines der mittelgroßen Werke des Vorwerks-Gürtels. Auf alten Luftbildern aus dem zweiten Weltkrieg ist die Anlage schon verschwunden, während andere Werke des mittleren Gürtels noch weitgehend intakt sind. Möglicherweise war die Anlage den Eisenbahnwerkstätten im Wege.
NR. 135 LAGERSCHANZE NR. 5
Lünette
Lage: Etwa in der Mitte zwischen den Werken 134 und 136, westlich der Eisenbahnlinie nach München und nordnordwestlich von Unsernherrn.
Besatzung: 250 Mann Infanterie und drei Geschütze.
Die Lagerschanze Nr. 5 war eines der kleineren Erdwerke. Es liegt an der Saindllohstraße und wurde zu einem Kinderspielplatz umgestaltet. Die Wälle sind nur zum Teil noch vorhanden, der Befestigungscharakter ist im Luftbild leichter zu erkennen als direkt vor Ort.
NR. 134 STÜTZPUNKTWERK (IV)
Lünette
Lage: Nordwestlich von Unsernherrn, etwa in der Mitte zwischen den Werken 133 und 135.
Besatzung: 330 Mann Infanterie und neunGeschütze.
Das ehemalige Stützpunktwerk IV ist noch erstaunlich gut erhalten, sogar die Auffahrrampen für die Geschütze sind im Luftbild gut zu erkennen. Zu finden ist die Anlage in der Nähe des städtischen Gartenamts an der Fauststrasse. Der ehemalige Werkhof wird heute als Pferdehof genutzt.
NR. 133 LAGERSCHANZE NR. 4
Lünette
Lage: Etwa in der Mitte zwischen den Werken 132 und 134.
Besatzung: 250 Mann und drei Geschütze.
Die Lagerschanze Nr.4 liegt westlich des Südfriedhofs an der Strasse "An der Lagerschanze". Das Gelände ist privat genutzt, im ehemaligen Werkhof steht ein Wohngebäude. Die Wälle sind zum Teil noch erhalten.
Nr. 132 Hauptfeldwerk Haunwöhr
Redoute
Lage: Etwa 700 Meter südlich von Haunwöhr.
Besatzung: 400 Mann Infanterie und 20 Geschütze.
Das ehemalige Hauptfeldwerk Haunwöhr - im Volksmund auch Fort Peyerl genannt - ist heute zum Spielpark umgestaltet. Die Anlage liegt an der Görresstraße. Nur der hintere Teil gehört zum ehemaligen Feldwerk. Dort sind noch die Volltraversen zwischen den Geschützstellungen zu erkennen und auf der anderen Seite des Walles findet man den trockengefallenen ehemaligen Wassergraben. Die beiden Hauptfeldwerke waren die größten Anlagen des Vorwerke-Gürtels rechts der Donau und entsprachen ihrer Bedeutung nach den drei Forts auf der linken Seite.
Nr. 131 Lagerschanze Nr. 3
Lünette
Lage: Am Südwestrand der Ortschaft Haunwöhr.
Besatzung: 225 Mann Infanterie und drei Geschütze.
Das Werk 131 ist vollständig verschwunden. Der ehemalige Standort ist heute Wohngebiet (Bereich Goerdelerstraße). Es ist auf Luftbildern aus dem zweiten Weltkrieg nur noch als planierte Fläche zu erkennen und damit wohl schon länger nicht mehr existent.
Nr. 130 Uferbatterie F
Lünette
Lage: Direkt am Ufer der Donau, etwa 1600 Meter stromaufwärts vom Turm 121 der Fronte Gumppenberg.
Besatzung: 225 Mann Infanterie und vier Geschütze.
Die Uferbatterie F war etwas kleiner als die anderen Nebenwerke. Heute liegt das Werk im neu entstanden Stausee an der Donaustaustufe oberhalb der Stadt. Der höher gelegene Teil des Werks bildet eine Insel, die heute Vogel-schutzgebiet für seltene Wasservögel ist.
Der Bau der permanenten Vorwerke
Die durch den Krieg von 1866 erzwungene Zerstörung des Deutschen Bundes stellte nach einem halben Jahrhundert wieder die alte Situation her, dass auch ein Angriff aus dem Osten einkalkuliert werden musste. Es erschien durchaus denkbar, dass Österreich "Rache für Sadowa (Königgrätz)" nehmen würde.
Die militärische Führung Bayerns war sich schnell einig, dass unter Berücksichtigung aller militärischen Eventualitäten Ingolstadt starke Forts brauchte und an Stelle der einfachen Feldwerke, die man 1866 auf den betreffenden Grundstücken gebaut hatte, drei starke permanente Vorwerke entstehen sollten. 1869 wurde damit begonnen.
Die strategische Bedeutung Ingolstadts wuchs durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie München-Ingolstadt im Jahre 1867, zumal auch noch die Verbindung nach Norden hergestellt werden sollte. Die neue Eisenbahnbrücke musste natürlich die Verteidigung des Hauptwalles behindern, besonders am linken Ufer der Donau. Andererseits bedurfte diese Brücke eines besonderen Schutzes, und so wurde östlich davon im unmittelbaren Anschluss die sogenannte "Eisenbahnbatterie" geplant. Geldsorgen hatte man hier ausnahmsweise nicht, weil im Etat für den Eisenbahnbau auch Mittel für dadurch notwendige Änderungen an Ingolstädter Festungswerken eingeplant worden waren. Die Arbeiten wurden im Sommer 1869 aufgenommen, und bereits am 26. März 1870 konnte die Batterie übergeben werden.
Der drohende Krieg übte 1870 wieder Druck auf die verantwortlichen Ingenieuroffiziere aus, vor allem sollten die im Umbau begriffenen Werke
schnell einen möglichst hohen Grad an Verteidigungsfähigkeit erreichen. Wieder war man mitten in der Erntezeit, sodass statt der erhofften 2000 nur etwas über 1000 zivile Arbeiter zu bekommen waren.
In aller Eile sind Verstärkungen am Vorwerksgürtel sowie die Erdummantelungen der Kriegspulvermagazine begonnen worden. Die Erfolge der deutschen Truppen in Frankreich ließen aber immer weniger einen französischen Vorstoß nach Süddeutschland befürchten, wodurch der Druck zur Herstellung der Verteidigungsfähigkeit deutlich nachließ.
Schon Anfang August trafen die ersten Kriegsgefangenen ein, die man auch zu Armierungsarbeiten heranzog. Die Franzosen sind zunächst sehr großzügig behandelt worden. Wenn man Klagen über "vielseitigen Wirtshausbesuch" der Gefangenen liest, dann muß es zeitweilig ein "recht fideles" Gefangenenlager gewesen sein. Eine Verschärfung erfolgte erst nach Fluchtversuchen und weil ein Teil der französischen Soldaten ein schlechtes Verhalten zeigte. Am Brückenkopf entstand ein großes Barackenlager für die unfreiwilligen Gäste, deren Zahl im Februar 1871 fast 9000betrug. Damit beherbergte die Festung das größte Gefangenenlager in Bayern. Die Kriegsbesatzung zählte 7500 bayerische Soldaten.
Am 5. März 1871 wurde der Frieden mit einem Dankgottesdienst in der oberen Stadtpfarrkirche begangen, zwei Tage später ist der Kriegszustand für die Festung aufgehoben worden.
Werke des permanenten Vorwerkegürtels
Es enstanden folgende Werke (iim Westen beginnend, dem Uhrzeigersinn folgend)
Vorwerk Wrede - später Fort VII
Südlich der Schmidtmühle in der Gemeinde Mailing
Lünette mit Kehlkaserne und Kehlverteidigung. Gebaut wurde von März 1868 bis Ende August 1872. Es waren 15 Geschützstände für je zwei Geschütze eingerichtet.
Fort Wrede wurde erbaut in den Jahren 1868-72 und nach dem zweiten Weltkrieg gesprengt. Das Gelände ist heute mit einer Schrebergartensiedlung überbaut, die die Umrisse des Forts im Luftbild gut erkennbar macht. Ansonsten sind keine sichtbaren Reste des Forts vorhanden. Wie die beiden anderen Forts dieser Bauphase hatte auch Fort Wrede ein umfangreiches Konterminensystem unter dem Glacis des Werks.
Über das Vorwerk Wrede gibt eine Präsentation und eine Fotogalerie einen Einblick in die historische Lage und in die Einbindung des Forts in das heutige Stadtbild. ansehen
Vorwerk Max Emanuel - später Fort IV
Südsüdöstlich von Etting, Lünette mit Kehlkaserne
Die Flanken hatten ungleiche Länge, weil das zu bestreichende Vorgelände von unterschiedlicher Bedeutung für die Verteidigungsfähigkeit der Festung war.
Gebaut wurde von August 1868 bis zum Juli 1872.
Erstmals wurde hier zur Errichtung eines Festungswerkes eine Feldbahn gebaut, womit man von Oberhaunstadt Material an die Baustelle lieferte. Dies bewährte sich außerordentlich, weil der Krieg die Preise für militärtaugliche Pferde in die Höhe trieb und die Bauern jetzt natürlich ihre Vierbeiner am liebsten an die Armee verkauften.
Im Verteidigungsfall sollten 32 Geschütze zur Aufstellung kommen.
Das ehemalige königlich Bayerische Artilleriefort Max-Emanuel lag auf dem Hügel, auf dem heute die Gebäude der Technischen Entwicklung der AUDI AG stehen. Das Fort wurde im Zweiten Weltkrieg als Munitionsfabrik und –depot genutzt und 1946 gesprengt. Ab 1970 wurden dann auf dem Trümmergrundstück die ersten Gebäude der Technischen Entwicklung von Audi errichtet. Bei Bauarbeiten auf dem Audi-Gelände werden gelegentlich noch Überreste des Forts gefunden. Insbesondere unter dem als Parkplatz genutzten ehemaligen Glacis des Forts finden sich noch Reste des Konterminensystems, gemauerte Gänge etwa 5 – 6 m unter der Oberfläche.
Das Fort Max-Emanuel war das größte Werk des Vorwerke-Gürtels und war für eine Besatzung von 630 Mann und 32 Geschütze vorgesehen. Die Anlage der Kehlkaserne – des großen Gebäudes auf der Stadtseite des Forts – war ungewöhnlich, ein ähnliches Bauwerk findet sich in keiner anderen bayerischen Festung. Es war der letzte rein bayerische Entwurf des Ingenieur-Korps für ein Fort.
Über das Vorwerk Max Emanuel gibt eine Präsentation und eine Fotogalerie einen Einblick in die historische Lage und in die Einbindung des Forts in das heutige Stadtbild. ansehen
Vorwerk Haslang - später Fort I
Östlich von Samhof, Lünette mit Kehlkaserne
Gebaut wurde zwischen Oktober 1868 und September 1872.
Für den Fall eines gegnerischen Angriffes waren für das Werk 24 Geschütze vorgesehen.
Das Fort Haslang war das dritte permanente Außenfort und war in Ausführung und Größe sehr ähnlich dem bereits besprochenen Fort Wrede. Das Fort lag an der Gerolfinger Strasse, westlich des heutigen Fort-Haslang-Parks, und ist wie die anderen Forts nach dem zweiten Weltkrieg gesprengt worden. Das Trümmergrundstück wurde vor einigen Jahren mit einer Wohnsiedlung überbaut. Bei den Ausschachtungsarbeiten wurden Teile des ehemaligen Konterminensystems des Forts freigelegt, die sich unzerstört im Boden erhalten hatten.
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