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Die Schanzer

Warum die Ingolstädter "Schanzer" heißen – und was das heute bedeutet

Ingolstadt trägt einen besonderen Spitznamen: die Schanz. Viele sagen ihn, wenige wissen, was er bedeutet. Und noch weniger ist klar: Dieser Name hat eine spannende Geschichte. Aber noch viel wichtiger ist, was er heute bedeutet.

Vom Festungsbau zum offenen Stadtbild

Im 16. Jahrhundert ließ Herzog Wilhelm IV. Ingolstadt zur Hauptschanze Bayerns ausbauen. Die Stadt wurde zur wichtigsten Festung des Landes. Neue Mauern, Gräben und Bastionen prägten das Bild. Das war nötig in einer unruhigen Zeit. Doch der Begriff "Schanz" wurde bald mehr als nur eine bauliche Beschreibung. Er wurde Teil der Identität. Wer hier lebte, war ein "Schanzer".

Heute ist davon zum Glück nur noch das Beste übrig. Die alten Gräben sind zu Parks geworden. Die Bastionen dienen als Museen, Kulturorte oder Jugendzentren. Die Festung wurde zurückgebaut, aber nicht vergessen. Sie prägt noch immer unser Stadtbild, nur eben anders: offen, grün und zugänglich.

Ein Name für alle, nicht für wenige

Der Begriff "Schanzer" hat nichts mit Nationalismus zu tun. Er steht nicht für Abgrenzung oder alte Kriegsromantik. Ganz im Gegenteil. Schon früher arbeiteten Menschen aus vielen Regionen an der Schanz. Sie kamen aus Böhmen, Tirol, Franken, Schwaben oder Italien. Sie bauten, lebten und handelten hier.

Dieses Zusammenleben über Herkunft hinweg macht auch heute Ingolstadt aus. Wer hier lebt, gehört dazu. Schanzer sein heißt nicht, von hier zu stammen, sondern hier seinen Platz gefunden zu haben. Der Name gehört heute allen, die Teil dieser Stadt sind. Egal ob geboren, hergezogen oder zu Besuch.

Die Schanz heute: grün, vielfältig, lebendig

Wo früher das Schussfeld war, ist heute das Glacis. Es ist ein Ort für Sport, Erholung und Austausch. Die Bastionen, früher Teil der Verteidigung, sind heute Kulturorte. Das Reduit Tilly und der Triva-Turm zeigen Geschichte und laden zum Diskutieren, Lernen und Mitgestalten ein. Die Fronte 79 war einst ein Festungsteil. Heute ist sie ein Jugendzentrum, in dem ganz neue Geschichten entstehen.

Auch der FC Ingolstadt 04 nennt sich "Die Schanzer". Ein Verein, in dem Spieler, Fans und Mitarbeitende aus aller Welt zusammenkommen. Das zeigt: Der Begriff ist lebendig und offen.

Gemeinsam erinnern, gemeinsam gestalten

Der Festungsverein Ingolstadt bewahrt nicht nur Mauern, sondern erzählt Geschichten. Und zwar so, dass alle mitreden können. Es geht darum zu zeigen, wie aus einer Festungsstadt eine offene, moderne Stadtgesellschaft wurde. Wer heute durch das Glacis spaziert, betritt ein Kapitel Stadtgeschichte. Es ist ein Kapitel, das zeigt, wie sich ein Ort verändern kann.

Fazit

"Schanzer" ist kein altes Etikett. Es ist ein lebendiger Begriff für ein Ingolstadt, das seine Geschichte kennt und trotzdem den Blick nach vorn richtet. Ein Ingolstadt, das offen ist für alle, die hier leben wollen. Und das seine Vergangenheit nutzt, um die Gegenwart zu verstehen. Nicht um sie zu verklären.